Vom Ankommen und Bleiben – Soziale Arbeit mit geflüchteten Menschen zwischen Innovation und Verstetigung
Online-Fachtag 2021
am Mittwoch, 1. Dezember 2021
Soziale Arbeit für und mit Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen war in den letzten Jahren mit großen Herausforderungen konfrontiert. Neue Strukturen haben sich etabliert, stehen aber weitgehend immer noch auf einer prekären Basis. Von der Realisierung innovativer Ansätze der FSA/MSA zu ihrer Verstetigung – auch in Richtung sozial-integrativer Angebote – liegt noch ein weiter Weg vor uns. Mit diesem Fachtag wollten wir auf bewegte Jahre des Projekts „Wissenschaftliche Begleitung der Flüchtlingssozialarbeit in Sachsen“ zurückschauen. Nach einer Bestandsaufnahme anhand aktueller Ergebnisse unserer Projektarbeit haben wir aber vor allem gemeinsam mit Ihnen einen Ausblick auf künftige Entwicklungen versucht:
- Was benötigt die FSA/MSA vor Ort, um sich weiter zu professionalisieren?
- Wo liegen die wichtigsten Baustellen?
- Wie gelingt der Übergang in verstetigte und belastbare Strukturen?
Dabei lag unser Augenmerk auf den Fachkräften und Trägern der FSA, der Zielgruppe der geflüchteten Menschen und auch auf den Rahmenbedingungen im Freistaat Sachsen.
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Einführung
Soziale Arbeit für und mit Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen war in den letzten Jahren mit großen Herausforderungen konfrontiert. Neue Strukturen haben sich etabliert, stehen aber weitgehend immer noch auf einer prekären Basis. Von der Realisierung innovativer Ansätze der FSA/MSA zu ihrer Verstetigung – auch in Richtung sozial-integrativer Angebote – liegt noch ein weiter Weg vor uns.
Mit diesem Fachtag wollten wir auf bewegte Jahre des Projekts „Wissenschaftliche Begleitung der Flüchtlingssozialarbeit in Sachsen“ zurückschauen. Nach einer Bestandsaufnahme anhand aktueller Ergebnisse unserer Projektarbeit haben wir aber vor allem gemeinsam mit Ihnen einen Ausblick auf künftige Entwicklungen versucht:
- Was benötigt die FSA/MSA vor Ort, um sich weiter zu professionalisieren?
- Wo liegen die wichtigsten Baustellen?
- Wie gelingt der Übergang in verstetigte und belastbare Strukturen?
Dabei lag unser Augenmerk auf den Fachkräften und Trägern der FSA, der Zielgruppe der geflüchteten Menschen und auch auf den Rahmenbedingungen im Freistaat Sachsen.
Neben der Plenumsebene fanden mehrere Foren („Arbeitstische“) statt, in denen Akteure aus verschiedenen Regionen Sachsens, aber auch aus anderen Bundesländern, ihre Erfahrungen und Ansätze vor- und zur Diskussion stellten.
Leider musste dieser ursprünglich als Präsenzveranstaltung geplante Fachtag wiederum online stattfinden. Unsere Hoffnung, nach einer langen Phase der pandemiebedingten Einschränkungen nun endlich wieder eine Gelegenheit zum direkten Austausch und zum ungezwungenen Gespräch vor Ort bieten zu können, hat sich leider nicht erfüllt.
Mit dem zweideutigen Titel „Vom Ankommen und Bleiben“ zielten wir auf – mindestens – zwei Ebenen gleichzeitig:
Zum einen haben wir es in der alltäglichen Flüchtlingssozialarbeit – die man vielleicht besser als „Soziale Arbeit für und mit Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund“ bezeichnen sollte, was aber etwas sperrig ist – mit Menschen zu tun, für die die Frage „Ankommen und Bleiben – oder nicht?“ existenziell ist:
Deshalb bildete die Perspektive geflüchteter Menschen auch diesmal wieder einen Schwerpunkt unserer Tagung.
Die Hälfte unserer „Arbeitstische“ genannten Foren widmeten sich explizit dieser Perspektive:
- Arbeitstisch 1: „Migrantische Selbstorganisation und Migrationssozialarbeit – Über Empowermentprozesse und (neue) Allianzen“
- Arbeitstisch 3: „Wo bleiben die geflüchteten Menschen? Angebote sozialräumlicher Integration“
- Arbeitstisch 6: „Spannungsreich und wenig entgegenkommend – Erfahrungen geflüchteter Menschen mit Behörden in Sachsen“
Zum anderen stellt sich die Frage nach „Ankommen und Bleiben“ auch für die professionellen Akteure der sozialen Arbeit im Kontext von Flucht und Migration:
Die FSA war in den letzten fünf, sechs Jahren ebenfalls mit dem Ankommen beschäftigt. Zunächst damit, die erforderlichen Strukturen und Angebote erst einmal zu etablieren, was im Freistaat Sachsen zunächst – bei allen Einschränkungen und Problemen – einigermaßen gelungen erscheint. Es gab viel Innovatives zu beobachten, was engagiert – vom Ministerium bis hinunter zu den Trägern vor Ort – umgesetzt wurde.
Sodann trat und tritt in den letzten Jahren aber auch die Frage des Bleibens der FSA selber in den Fokus. Genauer: Die Frage nach den Bedingungen und Strukturen, die dafür nötig sind, nicht nur bleiben zu können, sondern Angebote und dazugehörige Strukturen auch zu verstetigen, zu optimieren. Von der Absicherung der Existenz von Trägerangeboten bis hin zur Frage nach der notwendigen oder möglichen Überführung in Regelangebote. Hier gab und gibt es neben Fortschritten in vielen Bereichen auch Rückschritte und nicht nachvollziehbare Entscheidungen – in einigen Landkreisen Sachsens ganz besonders.
Auf Landesebene ruhen derzeit einige Hoffnungen auf dem geplanten neuen „Sächsischen Integrations- und Teilhabegesetz“. Viele von Euch/Ihnen haben sich an den Konferenzen des Ministeriums im Frühjahr/Sommer des Jahres beteiligt. Die dort verhandelten Themen spielten auch auf unserer Tagung eine Rolle.
Drei weitere Arbeitstische widmeten sich also Fragen, die für das Ankommen und Bleiben der professionellen FSA/MSA von Bedeutung sind:
- Arbeitstisch 2: „Vernetzung und Kooperation jenseits der Regelstrukturen“
- Arbeitstisch 4: „FSA in Stadt und Land – Regionale Modelle der Flüchtlings- und Migrationssozialarbeit“
- Arbeitstisch 5: „Über den Tellerrand geschaut – Flüchtlingssozialarbeit in anderen Bundesländern“
Unsere Projektförderung als wissenschaftliche Begleitung der FSA in Sachsen lief nun am Ende des Jahres 2021 – nach mehreren Projektphasen – aus. Für dieses Projekt war der Fachtag also erst mal ein Abschied, es wird so nicht bleiben.
Seit Jahresbeginn 2022 sind wir aber dabei, die Begleitung und Unterstützung der FSA in Sachsen auf neue Füße zu stellen und eine „Landesfachstelle FSA/MSA“ zu etablieren, die – im Idealfall – in der Zukunft dauerhafte Strukturen bereitstellen soll.
Auch dafür konnten wir noch im Abschlussplenum der Veranstaltung – zumindest kurz – mit Euch/mit Ihnen reden. Zur thematischen Einstimmung auf den Fachtag und auf dessen nun vorliegende Dokumentation wird der Vortrag von Birgit Behrensen (Professorin an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg) zum Thema „Fluchtmigration als soziale Frage“ aufgeführt, der beide Perspektiven tangiert und den Fachtag hervorragend theoretisch unterfüttern konnte.
Die Artikel im Einzelnen:
Inpulsvortrag
Fluchtmigration als soziale Frage
von Professorin Dr. Birgit Behrensen, Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg, Institut Soziale Arbeit, Fachgebiet Soziologie für die Soziale Arbeit
Vortrag
Vom Ankommen und Bleiben – Eindrücke aus der wissenschaftlichen Begleitung der FSA
von Bernhard Wagner, Dorit Starke und Marianne Sand, Wissenschaftliche Begleitung FSA, ehs Dresden
Arbeitstisch 1
Migrantische Selbstorganisation und Migrationssozialarbeit – Über Empowermentprozesse und (neue) Allianzen
- Kommit Bautzen
von Hamida Taamiri, Projektkoordinatorin bei POKUBI Sachsen – Projekt „KOMMIT“, Bautzen
- Empowermentorientierte Geflüchtetensozialarbeit – rassismuskritische Anfragen und Impulse
von Mohammed Jouni, Referent der politischen Bildung und Empowerment-Trainer; Mitbegründer »Jugendliche ohne Grenzen«; Sozialarbeiter im BZZ, Berlin
Arbeitstisch 2
Vernetzung und Kooperation jenseits der Regelstrukturen
- Interdisziplinäre Fachgruppe Migrationsarbeit Görlitz
von Sabine Ridder, Interdisziplinäre Fachgruppe Migrationsarbeit Görlitz
- Runder Tisch Migration im Landkreis Leipzig
von Sandra Münch, Runder Tisch Migration im Landkreis Leipzig
- Vorstellung der Struktur, der Arbeitsweise und der Arbeitsinhalte der Landesarbeitsgemeinschaft Flüchtlingssozialarbeit/Migrationssozialarbeit (LAG FSA/MSA) in Sachsen
von Holger Simmat, Flüchtlingssozialarbeiter beim Caritasverband für Dresden e.V. im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, Sprecher der LAG FSA/MSA
Arbeitstisch 3
Wo bleiben die geflüchteten Menschen – Angebote sozialräumlicher IntegrationVernetzung und Kooperation jenseits der Regelstrukturen
- Input aus dem Forschungsprojekt
von Marianne Sand, Wissenschaftliche Begleitung FSA, ehs Dresden
- Die Werkstatt 26 in Königstein
von Juliane Dietrich, Integrationskoordinatorin der Stadt Königstein, weltbewusst e.V.
und Marlene Strecker, Bereichsleitung Team Flüchtlingsarbeit Diakonie Pirna
- Der Kinder- und Familientreff Puzzle, Omse e.V.
von Sarah Schulz, Pädagogische Mitarbeiterin im Kinder- & Familientreff Puzzle, Dresden
Arbeitstisch 4
FSA in Stadt und Land – Regionale Modelle der Flüchtlings- und Migrationssozialarbeit
- Integrative Strukturen im Landkreis Zwickau
von Matthias Resche, Sachgebietsleiter SG Asyl, LK Zwickau
- Der Dresdner Weg: Migrationssozialarbeit
von Ibolya Kovács, Sachgebietsleiterin Intergration Sozialamt Dresden
und Sylvia Bachmann, SB Sozialplanung Sozialamt Dresden
- Einblick in die Flüchtlingsarbeit von Limbach-Oberfrohna
von Uta Thiel, FSA in der Integrationsberatungsstelle Limbach-Oberfrohna
- Erfahrungen mit dem Dresdener Modell der Flüchtlingssozialarbeit
von Dr. Albrecht von der Lieth, Regionalkoordinator FSA im Ausländerrat Dresden
Arbeitstisch 5
Über den Tellerrand geschaut – Flüchtlingssozialarbeit in anderen Bundesländern
- Ein Überblick zur FSA in anderen Bundesländern
von Dorit Starke, Wissenschaftliche Begleitung FSA, ehs Dresden
- Flüchtlingssozialarbeit in Niedersachsen – Refugium Wesermarsch e.V.
Ein Beispiel für eine ländliche Region in Niedersachsen
von Sivalingam Sireetharan, Migrationsberatung in Brake (Niedersachsen) für Refugium Wesermarsch e.V.
und Zeliha Aykanat, Migrationsberatung in Brake (Niedersachsen) für Refugium Wesermarsch e.V.
- Migrationssozialarbeit in Brandenburg
von Dr. Stefanie Kaygusuz-Schurmann, Fachbereichsleiterin Bildung und Integration der Stadt Cottbus (Brandenburg)
Arbeitstisch 6
Spannungsreich und wenig entgegenkommend – Erfahrungen geflüchteter Menschen mit Behörden in Sachsen
- Empfehlungen zum Umgang mit Behörden
von André Kostov, Projektkoordinator Programmbegleitung Arbeitsmarktmentoren, Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
und Julia Mahmoudi, Resque Continued, Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
Impressum
Herausgeber:
Projekt “Wissenschaftliche Begleitung der Flüchtlingssoziarbeit in Sachsen”
Bernhard Wagner, Claudia Jerzak, Marianne Sand, Dorit Starke, Magdalena Engel
Evangelische Hochschule Dresden
Dürerstraße 25, 01307 Dresden
Tel. +49 351 46902-399
info@lafast-sachsen.net
lafast-sachsen.net
Redaktion: Bernhard Wagner, Claudia Jerzak, Marianne Sand, Dorit Starke, Magdalena Engel
Fotografie, Layout & Satz: Guillaume Robin
Redaktionsschluss: Februar 2022
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Projektträger
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