Literaturempfehlungen
Mittlerweile gibt es vielfältige Literatur zum Thema Soziale Arbeit und Migration und Flucht. Als Landesfachstelle möchten wir dieses Überblickswissen teilen und führen an dieser Stelle exemplarisch relevante Buch- bzw. Literaturempfehlungen auf bzw. verweisen auf Publikationen, die für die sächsische Akteurslandschaft im Themenfeld von Interesse sein könnten.
Dr. Stefanie Kaygusuz-Schurmann,
Leiterin des Fachbereichs Bildung und Integration in der Stadtverwaltung Cottbus
Intellektuelle subalterner gesellschaftlicher Gruppen und ihre Perspektive auf Mündigkeit
Wie vollziehen sich die Konstitution von Migrationsregimen und mit ihnen die beobachtbaren Ausschlussmechanismen? Können innerhalb dieser strukturellen exkludierenden Bedingungen Handlungsspielräume erkämpft und – im besten Fall – subalterne Organisationen etabliert werden? Für die Studie standen subalterne migrantische Menschen im Mittelpunkt, die SprecherInnenpositionen in der Zivilgesellschaft, subalternen Organisationen oder in Bildungsprozessen innehaben. Die Autorin folgt damit der Definition Gramscis, Intellektuelle als organisierende Personen in gesellschaftlichen Zusammenhängen zu verstehen.
Wirkungsbericht Migrationssozialarbeit Cottbus/Chóśebuz
Die Broschüre beginnt mit einer Einführung zur Migrationssozialarbeit sowie mit einer detaillierten Umfeld- und Bedarfsanalyse und legt einen besonderen Fokus auf die Jahre 2016 bis 2018, in denen Cottbus/Chóśebuz vom Zuzug in hohem Maße betroffen war.
Die Stadt kann in ihrer Wirkungsanalyse resümieren: In Cottbus wirkt Migrationssozialarbeit.
Mehr von Dr. Stefanie Kaygusuz-Schurman:
Dr. Jens Vogler, Hochschule Fulda
Arbeitsbeziehungen im Handlungsfeld Migration
Eine empirische Untersuchung zum vielschichtigen Handeln
von Sozialarbeiter*innen und freiwillig Engagierten
Soziale Arbeit und freiwilliges Engagement sind nicht erst seit dem sog. langen Sommer der Migration in komplexer Weise miteinander verbunden. Die empirische Untersuchung setzt sich mit Arbeitsbeziehungen zwischen Sozialarbeiter*innen bzw. freiwillig Engagierten und den von ihnen im Handlungsfeld Migration adressierten Menschen auseinander. Anhand von Beratungen bzw. beratungsähnlichen Situationen wird mit einem triangulierten Forschungsansatz der Frage nachgegangen, wie Sozialarbeiter*innen und freiwillig Engagierte Fragen oder Probleme ihrer Adressat*innen in ihrer Beratung aufgreifen und welche Formen von Arbeitsbeziehungen sich daraus ableiten.
Mit einer kritisch-theoretischen Rahmung wird anhand der empirischen Erkenntnisse gezeigt, wie sich professionelle und zivilgesellschaftliche Praxis im Handlungsfeld Migration gestaltet und welche Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten es gibt. Im Kern geht es um professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit unter migrationsgesellschaftlichen Bedingungen und die Konsequenzen für die Disziplin und Profession Sozialer Arbeit.
Mehr von Jens Vogler:
Dr. Friedemann Bringt,
Fachreferent Qualitäts- und Berufsfeldentwicklung im Bundesverband Mobile Beratung e.V.
„Umkämpfte Zivilgesellschaft.
Mit menschenrechtsorientierter Gemeinwesenarbeit gegen Ideologien der Ungleichwertigkeit“
Es lässt sich ein Trend verzeichnen, nachdem gewalttätig rassistische Haltungen sowohl von extrem rechten als auch reaktionär-bürgerlichen Milieus geteilt werden und sich im öffentlichen Diskurs normalisieren. Diese Situation spiegelt wider, was die soziologische Einstellungsforschung seit Jahren attestiert: Zivilgesellschaften sind nicht unbedingt progressiv, demokratisch und gemeinwohlorientiert. Sie können reaktionär, antidemokratisch und aggressiv eigenwohlorientiert sein. Mit Blick auf diese „dunkle Seite der Zivilgesellschaft“ untersucht die Arbeit speziell für solche Problemkonstellationen konzipierte Projekte einer menschenrechtsorientierten Gemeinwesenarbeit (GWA).
„Der Autor reflektiert den Einfluss sächsischer Verhältnisse und Politik auf die Projektarbeit. Thematisierte die „klassische“ GWA meist soziale Klassen-, Armuts- und Ausgrenzungsverhältnisse, die es durch gemeinschaftliches Handeln zu überwinden galt, so stehen in der GWA des Kulturbüro Sachsen e.V. demokratie- und menschenfeindliche Entwicklungen in Sachsen im Zentrum. Gefordert ist eine politische, genauer demokratiepolitische GWA, die sich der „dunklen Seiten“ der lokalen Zivilgesellschaft annimmt.“
Prof. Dr. Roland Roth, Hochschule Magdeburg-Stendal
„Bringt legt ein systematisch entwickeltes Konzept einer menschenrechtsorientierten GWA vor, die Menschen und Institutionen ermöglicht, Demokratie vor Ort zu stärken und sich damit gegen Ideologien der Ungleichwertigkeit zu schützen.“
Prof. Dr. Andreas Zick, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld
Mehr von Dr. Friedemann Bringt:
Flüchtlingssozialarbeit in Bewegung
Ein Handlungsfeld der Sozialen Arbeit am Beispiel der FSA in Sachsen
Flüchtlingssozialarbeit wird umfassend als sozialpädagogisches Handlungsfeld im gesellschaftlichen Kontext von Flucht, Asyl und Integration dargestellt. Beschrieben werden ihre (widersprüchliche) Handlungspraxis genauso wie Ergebnisse von Befragungen von Fachkräften zu ihrem Arbeitsfeld. Als Herausforderungen für die Qualität von Flüchtlingssozialarbeit werden das Subsidiaritätsprinzip, die Debatte um ihre fachlichen Standards und Aspekte von Flüchtlingssozialarbeit als Beratungsangebot erörtert. Nicht zuletzt kommen Geflüchtete selbst zu Wort bezüglich ihrer Lebenssituation und Wahrnehmung von Integrationsarbeit und Flüchtlingssozialarbeit.
Autor*innenkollektiv „Jugendliche ohne Grenzen“, koordiniert von Mohammed Jouni,
Referent der politischen Bildung und Empowerment-Trainer; Mitbegründer »Jugendliche ohne Grenzen«; Sozialarbeiter im BZZ, Berlin
Sowohl begleitete als auch unbegleitete Kinder und Jugendliche bis 25 Jahren machen einen Großteil der geflüchteten Menschen in Deutschland aus (63,9% lt. Statistik BAMF 2017). Sie kommen aus Krisen- und Kriegsgebieten. Trotz repressiver Grenzregime und zum Teil unvorstellbarer Erfahrungen auf der Flucht versuchen sie in Deutschland, ihre Träume und Hoffnungen zu verwirklichen. Dabei begegnen ihnen sowohl struktureller Rassismus wie Unverständnis und Paternalismus, aber auch angemessene Unterstützung. In selbstorganisierten Gruppen und Räumen erleben sie Selbstwirksamkeit, Solidarität und Empowerment-Prozesse.
Eine solche selbstorganisierte Gruppe ist das Autorinnenkollektiv »Jugendliche ohne Grenzen«, Berlin. Hier ergreifen die geflüchteten Jugendlichen selbst das Wort. Sie blicken in diesem Band auf die Jugendhilfe, auf alles, was oft nur scheinbar helfend für die geflüchteten Kinder und Jugendliche zur Verfügung steht. Wie erleben sie, die geflüchteten Jugendlichen, das Aufnahmeland Deutschland und sich selbst in ihm? Wie empfinden sie ihre Situation? Womit sind sie tagtäglich konfrontiert? Was halten sie von Willkommensklassen? Das Autorinnenkollektiv »Jugendliche ohne Grenzen« gibt Antworten und berichtet über seinen Alltag, der geprägt ist von erschwerten Bedingungen wie Rassismus und struktureller Diskriminierung einerseits und den alltäglichen Anforderungen des Erwachsenwerdens andererseits.
Mehr von Mohammed Jouni: