Arbeitsbeziehungen von Sozialarbeitenden bzw. freiwillig Engagierten im Handlungsfeld Migration

Vortrag von Dr. Jens Vogler, Hochschule Fulda; 2018 – 2021 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF Forschungsprojekt „Gelingende Diversität im sozialräumlichen Kontext. Zum Wandel professioneller und zivilgesellschaftlicher Sozialer Arbeit durch Zuwanderung“ (ProZiS)


Am 15.06.2023 aufgenommen

Soziale Arbeit und freiwilliges Engagement sind nicht erst seit der Fluchtmigration 2015/2016 in komplexer Weise miteinander verbunden. Anhand einer empirischen Untersuchung wird sich im Vortrag mit Arbeitsbeziehungen zwischen Sozialarbeiter*innen bzw. freiwillig Engagierten und den von ihnen im Handlungsfeld Migration adressierten Menschen auseinandergesetzt. Es wird dargestellt wie die Praxis gestaltet wird und welche Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten es gibt.

Dr. Jens Vogler

Dr. Jens Vogler studierte von 2006 bis 2010 Sozialpädagogik (Dipl.) und von 2015 bis 2018 Psychosoziale Beratung und Recht (M.A.) – beides an der Frankfurt University of Applied Sciences. Von 2007 bis 2018 war er in unterschiedlichsten Bereichen der Sozialen Arbeit tätig; zuletzt in der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer. Seit 2018 ist Jens Vogler wissenschaftlicher Mitarbeit in Forschung und Lehre am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Fulda. Seit 2019 übernimmt er Lehrauftrage an der Universität Kassel sowie an der Technischen Hochschule Köln zum Thema Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft. Promoviert hat er 2022 am Hessischen Promotionszentrum Soziale Arbeit. Jens Vogler ist Mitglied im Centre of Research for Society und Sustainability, in der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit, im Forschungsverbund für Sozialrecht und Sozialpolitik, im Rat für Migration und er ist im wissenschaftlichen Nachwuchsbeirat des Verlags Barbara Budrich.

Arbeitsbeziehungen im Handlungsfeld Migration
Eine empirische Untersuchung zum vielschichtigen Handeln
von Sozialarbeiter*innen und freiwillig Engagierten

Bezugslink

Soziale Arbeit und freiwilliges Engagement sind nicht erst seit dem sog. langen Sommer der Migration in komplexer Weise miteinander verbunden. Die empirische Untersuchung setzt sich mit Arbeitsbeziehungen zwischen Sozialarbeiter*innen bzw. freiwillig Engagierten und den von ihnen im Handlungsfeld Migration adressierten Menschen auseinander. Anhand von Beratungen bzw. beratungsähnlichen Situationen wird mit einem triangulierten Forschungsansatz der Frage nachgegangen, wie Sozialarbeiter*innen und freiwillig Engagierte Fragen oder Probleme ihrer Adressat*innen in ihrer Beratung aufgreifen und welche Formen von Arbeitsbeziehungen sich daraus ableiten.

Mit einer kritisch-theoretischen Rahmung wird anhand der empirischen Erkenntnisse gezeigt, wie sich professionelle und zivilgesellschaftliche Praxis im Handlungsfeld Migration gestaltet und welche Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten es gibt. Im Kern geht es um professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit unter migrationsgesellschaftlichen Bedingungen und die Konsequenzen für die Disziplin und Profession Sozialer Arbeit.

Dr. Jens Vogler, Hochschule Fulda

Screenshots: LaFaSt


Dieser Vortrag gehört zu der Reihe:

Zwischen den Stühlen? Konturen einer menschenrechtsorientierten Sozialen Arbeit im Kontext Flucht, Migration und Asyl

Vortrag n°1:
Mit menschenrechtsorientierter Gemeinwesenarbeit gegen Demokratiegefährdung und extrem rechte Orientierungen

Zivilgesellschaften sind nicht unbedingt progressiv, demokratisch und gemeinwohlorientiert. Sie können reaktionär, antidemokratisch und aggressiv eigenwohlorientiert sein. Ausgehend von den Ergebnissen seiner Untersuchung beschreibt Dr. Friedemann Bringt Gelingensbedingungen für sozialräumliche Veränderungsprozesse zu mehr demokratischer Alltagskultur und entwickelt Vorschläge für die konzeptionelle Weiterentwicklung von Gemeinwesenarbeit (GWA) in diesem Kontext.

Vortrag n°2:
Unabhängige Beschwerdestellen für Geflüchtete – Aufbau, Struktur und Praxis

In Sozialberatungsstellen, bei Anwälten oder in ehrenamtlichen Strukturen werden von geflüchteten Menschen zahlreiche Beschwerdethemen angesprochen, seien es Probleme in einer Unterkunft, Stress mit Behörden oder Diskriminierung bei der Gesundheitsversorgung. Doch wer soll dies alles bearbeiten? Dafür kommen unabhängige Beschwerdestellen in Betracht, von denen es in Deutschland bisher leider nur wenige gibt. Im Vortrag geht es deshalb um die Frage, wie Beschwerdestrukturen geschaffen werden können, wie sie aufgebaut sein sollten und wie die Praxis des Umgangs mit Beschwerden aussehen kann. Diese und weitere Fragen werden am Beispiel eines Pilotprojekts praxisnah diskutiert.

Vortrag n°3:
Arbeitsbeziehungen von Sozialarbeitenden bzw. freiwillig Engagierten im Handlungsfeld Migration

Soziale Arbeit und freiwilliges Engagement sind nicht erst seit der Fluchtmigration 2015/2016 in komplexer Weise miteinander verbunden. Anhand einer empirischen Untersuchung wird sich im Vortrag mit Arbeitsbeziehungen zwischen Sozialarbeiter*innen bzw. freiwillig Engagierten und den von ihnen im Handlungsfeld Migration adressierten Menschen auseinandergesetzt. Es wird dargestellt wie die Praxis gestaltet wird und welche Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten es gibt.

Vortrag n°4:
Das Erfahrungswissen von früh Zugewanderten als Potenzialfür und Herausforderungen bei der Integration neu Zugewanderter

In der Sozialen Arbeit wird das Potenzial von Migrantinnen aus früheren Migrationsphasen als Lotsen, Sprach und Kulturvermittlerinnen etc. für neu Zugewanderte gesehen. Ziel ist es, strukturelle Herausforderungen zu bewältigen und den Umgang mit dem „Fremdsein“ zu unterstützen. Sowohl Autochthonen als auch alteingesessene, etablierte Migrantinnen empfinden die als Geflüchtete Zugewanderten in den Jahren 2015/2016 als „fremd“.

Rassismus und Vorbehalte von alteingesessenen Migrantinnen gegenüber Geflüchteten widersprechen jedoch der Lotsenidee der Sozialen Arbeit. Tatevik Mamajanyans Studie konfrontierte frühere Zugewanderte (aus den 1990er Jahren) mit den Erfahrungen der Zugewanderten (aus 2015/2016), um Raum für Reflexion und den Austausch über alltäglichen Rassismus zu bieten. Gleichzeitig wurde das Erfahrungswissen der Alteingesessenen für die Integration der Neuzugewanderten zugänglich gemacht.

Vortrag n°5:
Migrationssozialarbeit in Cottbus/Chóśebuz

In Brandenburg wird FSA als Migrationssozialarbeit gefasst, ist gesetzlich im Landesaufnahmegesetz geregelt und wird subsidiär umgesetzt. In Cottbus hat das Sachgebiet Bildung und Integration seit 2018 ein integriertes Modell mit einer umfangreichen Zuständigkeit der MSA sowie einer starken sozialräumlichen Orientierung (z.B. Quartiersläufer*innen, schulischer MSA & Kulturmittlung) entwickelt und implementiert. 2020/21 wurde eine Wirkungsanalyse durchgeführt. Dr. Stefanie Kaygusuz-Schurmann gibt Einblicke in deren Ergebnisse und die aktuellen Entwicklungen in Cottbus.

Vortrag n°6:
Why should we consider refugees’ acculturation processes in social work?
The example of Syrian refugees in Germany

In diesem Vortrag wird Dr. Ahmad AL Ajlan die Bedeutung von Akkulturation und die grundlegenden Faktoren erläutern, die die Akkulturation von Migrantinnen und Geflüchteten beeinflussen. Darüber hinaus wird er einige bekannte Akkulturationsmodelle und die Hauptunterschiede zwischen ihnen erläutern. Darüber hinaus wird er aufzeigen, welche Erkenntnisse Sozialarbeitende aus der Akkulturation von syrischen Geflüchteten in Deutschland für ihre Arbeit mit Zwangsmigrantinnen ableiten können.