Professionalisierung
Die Weiterentwicklung von Fachstandards ist eine der zentralen Aufgaben der Landesfachstelle. Dies kann nur in Kooperation mit und durch organisatorische Unterstützung von Akteuren der FSA/MSA in Sachsen geschehen sowie durch Aufnahme von Impulsen von außerhalb Sachsens und aus den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Dabei geht es der LaFaSt um einen Wissenstransfer zur Professionalisierung der Praxisakteure durch Beteiligung, Feedback, Beratung.
Einzelne Schwerpunkte des Beitrags der LaFaSt zum Wissenschaft-Praxis-Transfer sowie Ergebnisse einzelner Teilhabeformate können Sie im Folgenden einsehen.
Standards in der Flüchtlingssozialarbeit
– Die zwiespältige Debatte um fachliche Standards in der Flüchtlingssozialarbeit –
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte Version des Textes „Die zwiespältige Debatte um fachliche Standards in der Flüchtlingssozialarbeit“ von Marion Gemende, Margit Lehr und Marianne Sand aus dem Sammelband „Flüchtlingssozialarbeit in Bewegung. Ein Handlungsfeld der Sozialen Arbeit am Beispiel der FSA in Sachsen“, der 2022 bei Beltz Juventa erschienen ist.
1. Die Sehnsucht nach Handlungssicherheit – von Fachkräften der FSA und von auftraggebenden Öffentlichen Trägern
Als sich die Flüchtlingssozialarbeit 2015 schnell entwickeln musste, wurde bereits sehr bald nach ihren Fachstandards gerufen. Einerseits waren es die auftraggebenden Öffentlichen Träger, die in dem unbekannten Arbeitsfeld die Kontrolle behalten wollten und bei verschiedenen Trägern nach einer möglichst vergleichbaren Qualität und Abrechenbarkeit und damit nach der Effektivität der Leistungen fragten (zugleich aber den Personalschlüssel hoch ansetzten). Andererseits forderten die Fachkräfte in der Flüchtlingssozialarbeit selbst Standards für ihre Arbeit. Nicht nur die Heterogenität der Zielgruppe und ihrer Lebenslagen sowie die Komplexität der Aufgaben legten die Frage nach Standards nahe, sondern auch die Multiprofessionalität der Teams machten den Austausch zu fachlichen Grundlagen der Arbeit notwendig. In den Teams arbeiteten nicht nur Professionelle, die Soziale Arbeit studiert hatten und sich so schneller hätten vereinbaren können, sondern auch Menschen mit anderen Berufsabschlüssen und außerdem mit unterschiedlichen nationalen Herkünften. Des Weiteren etablierte sich eine diverse Trägerlandschaft, die sich durch Unterschiede in Bezug auf die Ansprüche an die eigene Arbeit und die Qualität der „Sozialen Betreuung“ bei den verschiedenen Freien und Gewerblichen sowie den Öffentlichen Trägern der FSA auszeichnete – auch diese Realität erzeugte bei Fachkräften den Wunsch nach „mehr Standards“.
Dazu kamen Erwartungen von Ehrenamtlichen an das Hauptamt und umgekehrt, wie sie ihre jeweilige Arbeit erfüllen und was in die jeweilig andere Zuständigkeit fallen sollte. Nicht zuletzt suchten die geflüchteten Menschen selbst diejenige Beratung, von der sie sich die beste Klärung ihrer Fragen und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse versprachen.
Fachtage
Die LaFaSt führt jährlich einen landesweiten Fach- bzw. Reflexionstag zu aktuellen Themen durch. Als „Diskurs-Räume“, d.h. als regelmäßige Foren des fachlichen Austauschs der Praktiker*innen aus ganz Sachsen dienen sie auch der handlungsentlasteten und hierarchiefreien Kommunikation. „Um die Ecke“ zu denken und sich auf Argumente und Gedankenexperimente einzulassen, ist erwünscht. Themen sollen vertieft, eigene Perspektiven erweitert, die Aufnahme von Anregungen sowie die Weitergabe von Erfahrungen bishin zum Transfer von „guter Praxis“ ermöglicht werden.
Die Ergebnisse dienen der Unterstützung der Praxisakteur*innen, erfassen aktuelle Bedarfe und werden dokumentiert. Hier finden Sie eine Übersicht über die bisherigen Fachtage bzw. im Laufe des Jahres eine Ankündigung des in Planung befindlichen Fachtages.
Vortragsreihe
Die Landesfachstelle (LaFaSt) hat als einen wichtigen Baustein des Wissenschafts-Praxis-Transfers eine Vortragsreihe zu verschiedenen Themen um die Flüchtlingssozialarbeit konzipiert, die sich an Fachkräfte der FSA/MSA freier und öffentlicher Träger, an Kommunale Integrations-, Bildungs-, Ehrenamts-Koordinator*innen, Studierende und Dozierende der Sozialen Arbeit sowie an alle anderen Interessierten richtet. Die Vortragsreihe greift zum einen aktuelle Debatten in der Flucht- und Migrationssozialarbeit in Sachsen und anderen Bundesländern auf. Zum anderen sollen flucht- und migrationsbezogene methodische Ansätze aus angrenzenden Feldern Sozialer Arbeit Impulse für Kooperationen geben.